12. Mai 2015

Meine ersten Dehnungsstreifen

Eine kurze Geschichte über das Aufgeben.

Früher, als die Erde noch rund war, ein weißer Mann im weißen Haus saß und das größte Problem die netten Mädchen in der Nebenklasse waren, war ich bereits fett. Eigentlich war ich das immer schon und es war mir eigentlich auch immer egal.

Bis zu dem einen denkwürdigen Abend, als ich aus der Dusche kam und an meinen Prachtkörper herunter sah. Irgendwas war komisch. Auf der rechten Seite des Bauches, einige Zentimeter neben dem Bauchnabel, war eine Art roter Strich. Ich fühlte darüber. Es fühlte sich seltsam an. Es ging einige Millimeter runter, dann war ich mit meinem Finger auf der roten Fläche und dann ging es wieder auf die Haut. Auf der roten Stelle hatte ich auch kein Gefühl. Sehr seltsam. Ich konnte nichts damit anfangen. Damals, ich bin nicht mehr sicher, musste ich so um die 14 gewesen sein. Ein Alter also, in dem man seinen Körper nochmal neu entdeckte. Da ich wusste, dass das nicht richtig sein kann, zeigte ich das meiner Mutter.

Böser Fehler. ihre Antwort war patzig und leicht aggressiv. Sie hat es genervt ständig neue Klamotten zu kaufen, weil ich immer dicker wurde. (Sie hat allerdings auch eingekauft und gekocht...) Ihr Antwort:

"Das sind Dehnungsstreifen."

Ich, der den genervten Ton seit Jahren gewohnt war, fragte:

"Gehen die wieder weg?"

"Nein."

Ab da an war mir dann das ganze Thema "Ernährung" und "Gewicht" völlig egal. Das Kind war in den Brunnen gefallen und ich war bereit es ertrinken zu lassen. Da es mir vorher eher egal war, wurde es jetzt noch egaler. Eine schöne Trotzreaktion. Besser wäre es natürlich gewesen sich zu ändern, entgegen zu treten und weitere "Male der Dickheit" zu verhindern.

Was soll ich sagen? Ich gab auf. Das kleine Auge auf Ernährung, dass ich hatte, war weg und ich fraß mich durch ganze Zuckerberge.

Heute gibtes keine Körperstelle, die nicht von solchen Narben geprägt ist. Die Gelenke in den Armen, der Bauch, die Beine... überall sind solche Spuren eines Jahrzents der Fresserei.  Sie sind nicht mehr rot, sondern weiß; da sie nicht mehr unter Spannung stehen. Sie sind Zeugen einer schlimmeren Zeit - auch, wenn ich nicht so aussehe, weiß ich doch, dass diese Narben der Beweis sind, dass ich schon mal größer war.

4 Kommentare:

  1. :(

    Toll geschriebener Text, auch wenn es mir inhaltlich gerade richtig an die Nierchen geht.

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  2. Schade, dass es so ergangen ist... Aber man muss nicht übergewichtig sein um Dehnungsstreifen zu haben. Meine Oberschenkel sind auch übersäht davon und ich hatte nie Übergewicht.... manche Menschen haben leider einfach Pech :/

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    1. Da ich sie quasi (Gott sei Dank nicht im Gesicht) überall habe, dürfte das bei genau daran liegen. Leider.

      Aber es gibt bestimmt auch andere gründe... zum Beispiel Schwangerschaft.

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